Die Themen in diesem Newsletter:
- Fruchtansatz bei Äpfeln
- Alternanz bei Elstar
- Kirschen einnetzen
- Aktuelle Arbeiten: Mehltau bekämpfen
- Aktuelle Arbeiten: Obstbaumkrebs bekämpfen
- Juni-Fruchtfall
Liebe Apfelbaumpaten,
die Obstblüte ist nun vorbei und jetzt zeigt sich, ob Früchte an den Bäumen wachsen. Dafür müssen die Bedingungen stimmen: Im Vorjahr müssen ausreichend Blütenknospen gewachsen sein. Späte Fröste gegen Ende des Winters können die Bäume beschädigen, wenn der Saftfluss im Holz bereits eingesetzt hat. Frost während der Blüte kann die empfindlichen Blütenstempel zum Absterben bringen - Sie erinnern sich an die Bilder der Frostschutz-Beregnung zu Ostern?
Während der Obstblüte müssen die Bienen einigermaßen gutes Wetter haben, denn sonst fliegen sie nicht zu den Blüten und es findet zu wenig Befruchtung statt.
Das Ergebnis, also die Menge der Blüten, die sich zu Früchten entwickeln, nennen wir im Obstbau "Fruchtansatz". Der Fruchtansatz ist in diesem Jahr insgesamt durchschnittlich, aber nicht gleichmäßig. Die starken Fröste im Februar haben einige Bäume stark geschädigt. Einige Apfelbäume sind eingegangen, nicht einmal der wachstumsstarke Monat Mai hat hier die Rettung gebracht. An einigen Bäume sind jetzt abgestorbene Astpartien zu sehen und eine beachtliche Menge Blütenknospen ist bereits im Winter erfroren.
Die Elstar haben uns in den letzten zwei Jahren schon einige Sorgen gemacht mit unregelmäßigen Erträgen, das Stichwort ist "Alternanz":
Was ist Alternanz? Grob gesagt hat die Erntemenge eines Baumes über die Jahre einen wellenförmigen Verlauf. In einem Jahr trägt er mehr Äpfel, im nächsten etwas weniger und danach wieder mehr. Der normale Rhythmus beträgt hierbei zwei Jahre.
Diese alternierende Erntemenge ist ganz normal und man versucht, die Schwankungen durch gezielten Baumschnitt und die richtige Ernährung des Baumes, also exakt bemessene Düngergaben, möglichst gering zu halten.
Der Baum soll in ein Gleichgewicht von Wachstum und Fruchtproduktion kommen. (Das war eins der Hauptthemen beim Schnittkurs). Einige Apfelsorten, darunter der Elstar, neigen zu stark ausgeprägter Alternanz. Der Baum trägt dann entweder ganz viele oder ganz wenige Früchte. Baumpaten, die schon einige Jahre einen Elstar haben, können das sicherlich bestätigen.
Die ausgleichenden Maßnahmen der letzten Jahre haben an den Elstar-Bäumen noch nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Wir haben deshalb in diesem Jahr an den zu reichlich tragenden Bäumen die Früchte einzeln ausgedünnt. Das ist recht aufwändig, denn die überzähligen Früchte werden in Handarbeit entfernt. Durch diese individuelle Behandlung soll sich der Baum daran gewöhnen, eine normale Anzahl Früchte zu tragen, statt von einem Extrem ins andere zu schwanken.
Die Jonagold und Red Jonaprince hatten eine gute Blüte, tragen aber jetzt trotzdem zu wenig Früchte an den Bäumen. Ein Teil der Blüten war offensichtlich durch Winterfröste beschädigt, zudem war das Wetter während der Blüte oft nass und windig, so dass die Bienen nicht fliegen konnten.
Machen Sie sich trotzdem keine Sorgen um Ihre Apfelernte. Es gilt die 20-kg-Garantie, Untermengen füllen wir auf. Auch uns wäre es viel lieber, an jedem Apfelbaum in jedem Jahr zuverlässig 20 kg oder mehr Früchte zu haben. Aber so ist die Natur, wir haben darauf nur begrenzten Einfluss. Und wenn einmal nur einzelne Äpfel am Baum sind, dann zeigen wir Ihnen einen anderen Baum, an dem Sie Ihre Ernte bis 20 kg auffüllen können.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Alten Land,
Axel Schuback
Aktuelles vom ObsthofJunge Bäume wässern:
Anfang Mai gab es eine Periode mit sehr trockenem Wetter. Vielleicht haben Sie gesehen, dass wir auf der Parzelle KÖ in den Jonagold junge Bäume in die Lücken gepflanzt haben. Diese jungen Bäume mussten regelmässig bewässert werden und sind jetzt gut angewachsen.
Gras mähen:
Von Anfang Mai bis jetzt haben wir bereits drei mal den kompletten Obsthof gemäht. Das Gras ist mit dem Regen sehr stark gewachsen. Damit die blühenden Wildkräuter die Bienen nicht von den Obstblüten ablenken und das Gras den Obstbäumen nicht die Nährstoffe wegnimmt, wird es in den Obstanlagen kurz gehalten.
Krebsbekämpfung:
Trockene Tage werden von uns zur Bekämpfung von Obstbaumkrebs genutzt. Dabei ist es wichtig, die befallenen Stellen am Stamm komplett zu entfernen.
Bei Jungbäumen wird die Rinde mit dem gebogenen Krebsmesser sauber ausgeschnitten, bei älteren Bäumen, besonders wenn größere Stellen am Stamm befallen sind, mit der Motorsäge. Wundern Sie sich bei einem Besuch also nicht über eventuelle Verletzungen am Stamm Ihres Baumes.
Diese Arbeit geschieht bei trockenem Wetter, damit sich die Wunde verschließen kann, bevor schädliche Keime eindringen und sich vermehren. Die Wunden heilen dann in der Regel problemlos.
Mehltauschnitt:
Mehltau ist eine Pilzerkrankung der Pflanze, zu erkennen an einem weißen, pelzartigen Befall. Die betroffenen Zweige werden abgeschnitten.
Sommerschnitt:
Ab dem 21. Juni werden wir bei Apfelbäumen einen Sommerschnitt zur Höhenbegrenzung durchführen. Das passiert zu diesem späten Termin, damit der Baum nicht mehr mit einem neuen, starken Austrieb reagiert. Der gewünschte Effekt ist, dass die Baummitte (der Stamm) stabilisiert wird, damit die Spitze später unter der Last der Früchte nicht abbricht.
Kirschen einnetzen:
Bei den Süßkirschen werden wir jetzt die Netze aufziehen. Sie haben sicherlich die großen Stellagen im Obsthof gesehen. Mit den vereinten Kräften der ganzen Nachbarschaft werden große Netze über die Kirschanlagen gezogen, um die Früchte vor gefräßigen Vögeln zu schützen. So können die Kirschen in Ruhe ausreifen und werden süß und saftig.
Zudem entfällt das lästige "Sprehen hüten" (Altländer Platt: Sprehen = Stare), also das Verscheuchen der Vögel, das sonst sehr zeitintensiv ist und viel Arbeitskraft bindet.
Die Kirschernte wird ca. Ende Juni beginnen. Wir werden Sie rechtzeitig darüber informieren und auch wieder zum Kirschen selbst Pflücken einladen.
Entwicklungsstand der Äpfel:
Auf dem angehängten Bild von heute sehen Sie Äpfel der Sorte Elstar im Größenvergleich mit einer 2-Euro-Münze. Neben den kräftigen, dunkelroten, gut entwickelten Früchten sehen Sie einen kleinen, unterentwickelten Apfel. Die kleine Frucht hat schon einen leicht gelben Stängel. Sie wird in den nächsten Tagen absterben und dann vom Baum fallen. Hier sprechen wir vom "Juni-Fruchtfall" - eine natürliche Selektion. Die verbleibenden Früchte bekommen so mehr Nährstoffe, werden besser versorgt und erreichen eine höhere Qualität.
Alternanz
Für alle, die noch weiter in das Thema "Alternanz" einsteigen möchten:
In der deutschen Wikipedia gibt es dazu eine sehr detaillierte Erklärung.
Unter Alternanz versteht man die Schwankung des Fruchtertrags an fruchtenden Bäumen im zweijährigen Rhythmus. Dies führt beim Apfel zu den sogenannten Apfel-Jahren, die sich direkt mit Jahren mit sehr geringem Ertrag abwechseln. Hierdurch wird die Produktion von Obst unrentabel, da in den Apfeljahren die Früchte nur wenig Gewinn bringen, während im Folgejahr zwar hohe Preise erzielbar wären, aber nur wenig Obst verkauft werden kann.
Die Samen vieler fruchtender Bäume bilden, ebenso wie die noch wachsenden Triebspitzen, Pflanzenhormone (Phytohormone), die die Blütenknospendifferenzierung für das folgende Jahr vermindern oder unterbinden. Manchmal ist die Blütenknospendifferenzierung für das folgende Jahr bereits wenige Wochen nach der Blüte beendet und hat damit eine für einen gleichmäßigen Ertrag zu hohe Menge an Blütenknospen angelegt. In diesem Fall kann die Menge, der sich entwickelnden Blüten nur durch schlechte Befruchtung, eine frühe chemische Ausdünnung oder einen entsprechend angepassten Schnitt reduziert werden. Zu viele Früchte zu tragen bedeutet für den Baum, dass seine maximal erzeugbare Biomasse auf sehr viele Früchte verteilt wird und dass diese im Durchschnitt alle zu klein ausfallen und damit unrentabel werden.
Erfolgt jedoch die Blütenknospendifferenzierung an einem zu späten Termin und steht entsprechend lange unter dem Einfluss der Hormone welche die Entstehung der Blütenknospen hemmen, kann mit einer frühzeitigen Handausdünnung der Früchte für das nächste Jahr ein ausreichender Ansatz von Blütenknospen erhalten werden.
Das Auftreten von Alternanz ist für jede einzelne Pflanze eine individuelle Ausprägung ihres Stoffwechsel-Gleichgewichtes. Allerdings sind die für fast alle Bäume einer Region gleichzeitig laufenden Apfel-Jahre recht einfach zu erklären. Sobald beispielsweise ein Spätfrost die Blüten stark reduziert, bricht für dieses Jahr für alle Bäume der Ertrag ein. Durch den geringeren Aufwand für die wenigen Früchte kann der Baum wiederum viel Energie investieren, um deutlich mehr neue Äste und damit Blütenknospen anzulegen als in einem Jahr mit normalem Ertrag. Das zweite Jahr ist also ein Apfel-Jahr und die große Menge der Früchte zieht dann für ihr Wachstum viele Assimilate (Energieträger) ab. Nun fällt damit wiederum die Menge der neuen Triebe, als auch der Knospen, unter den Durchschnitt und das dritte Jahr wird wieder mager. Dieser Wechsel schwächt sich mit der Zeit ab, oder wird durch den Baumwart, mittels starker Ausdünnung im Apfel-Jahr, durchbrochen.
Verbreitet ist die Alternanz beim Apfel, der Birne und der Olive. Die Alternanz bei Apfel und Birne betrifft allerdings den ganzen Baum. Bei der Olive sind nur die tragenden Äste betroffen, die nichttragenden setzen im nächsten Jahr Knospen an. Aus diesem Grunde schneiden erfahrene Bauern ihre Olivenbäume gleich bei der Ernte: so können sie die Äste, die getragen haben, wegschneiden (natürlich soweit sinnvoll) und die anderen stehen lassen, damit diese im nächsten Jahr tragen.
Besonders anfällig für Alternanz sind folgende Apfelsorten: Boskoop, Delbarestivale oder Elstar.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alternanz_%28Gartenbau%29
Zum Abschluss des Newsletters kommt sonst immer ein kleines Gedicht oder ein Rezept. Dieses mal haben wir ein knuffiges Video für Sie gefunden, das gut zum Thema Baumblüte und Befruchtung passt.
Piggeldy ist wie immer neugierig und erfährt z.B., dass Mama-Apfel und Papa-Apfel eine Biene brauchen, um ihre Vitamine zu vererben.
Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen!
Piggeldy und Frederick - Der Apfel
Zum Ansehen auf Youtube hier klicken.