04.06.2019 - Kirschernte im Juni, Fruchtansatz bei Äpfeln und Prognose Erntetermine
Neues vom Apfelpatenhof
Die Themen in diesem Newsletter:
- Beginn Kirschernte im Juni
- sehr kalte Nächte im Mai
- Frostschäden bei Kirschen
- Kirschen Selbstpflücken
- Fruchtansatz bei Äpfeln
- Prognose Ernte-Termine
- Junifall
- Entwicklung der Apfelsorten im Vergleich
- Kirschen Einnetzen / Kirschen unter Dach
- Blühstreifen
Liebe Apfelbaumpaten,
liebe Abonnenten des Newsletters,
die Kirschblüte begann in diesem Jahr bereits Mitte April und lag damit im Vergleich zum langjährigen Mittel (22. April) sehr früh. Aber: April, April! Trotz des Vorsprungs können wir die ersten frischen Kirschen wohl erst Mitte Juni pflücken, denn der kühle Mai hat das Wachstum verlangsamt und so liegt die Vegetation wieder im normalen zeitlichen Ablauf.
Der Mai war in diesem Jahr sehr wechselhaft. Neben sehr warmen Tagen gab es auch viele sehr kühle Tage und vor allem viele richtig kalte Nächte. Insgesamt zwölf Mal mussten wir in diesem Jahr die Frostschutzberegnung zum Schutz der Apfelblüte in Betrieb nehmen und wir können uns an kein Jahr erinnern, in dem das so häufig vorgekommen ist.
Alle Patenbäume werden durch die Frostschutzberegnung geschützt. Augenscheinlich hat sie gut funktioniert und die Nachtfröste konnten der Apfelblüte nichts anhaben.
Aber zurück zu den Kirschen: Das Aprilwetter im Mai hat die Entwicklung der Kirschen nicht nur gebremst, sondern sogar zu Schäden bei den Kirschen geführt. Wir können uns aus der Vergangenheit an erfrorene Kirschblüten erinnern, aber nicht an erfrorene kleine Früchte. Es sind vor allem die frühen Kirschsorten betroffen und ganz besonders die Sorte „Narana“. Weiter unten in der E-Mail gibt es Bilder dazu.
Am bisher heißesten Tag des Jahres am letzten Wochenende haben wir nicht nur Fotos von den kleinen Äpfeln aufgenommen, sondern auch das Apfelkern-Orakel befragt und wagen eine Prognose über die wahrscheinlichen Termine der Erntefeste. Die Termine können wir erst ca. Ende Juli verbindlich festlegen, möchten Ihnen aber schon eine Orientierung geben.
Zum Kirschen Selbstpflücken laden wir mit einem separaten Newsletter ein, wenn ausreichend viele Sorten reif und außerdem genug Kirschen an den Bäumen von unten, ohne Leiter zu erreichen sind.
Mit sommerlichen Grüßen vom Apfelpatenhof,
Axel Schuback
Frostschäden bei Süßkirschen:
In der Nacht vom 05. auf den 06. Mai sank die Temperatur im Alten Land stellenweise auf bis zu -5°C. Die jungen Früchte an den Kirschbäumen waren zu dem Zeitpunkt bereits relativ weit entwickelt und daher sehr empfindlich. Die Äpfel konnten wir durch die Frostschutzberegnung schützen, bei den Kirschen ist aber keine Beregnung installiert.
Kalte Luft sammelt sich am Boden. Im unteren Bereich der Bäume, bis zu ca. 1,30 m Höhe, sind die kleinen Kirschen deshalb erfroren. Das Foto vom 07. Mai zeigt: Statt hellgrün waren die jungen Kirschen dunkel, teilweise auch schwarz. Diese Früchte sind einige Tage später abgefallen.
So sehen die Kirschbäume jetzt aus: Am stärksten ist die Sorte "Narana" betroffen. In der Baumspitze wachsen große, gesunde Früchte, im Moment noch grün. Weiter unten erkennen Sie die vom Frost beschädigten Früchte an der roten Farbe. Die kleinen Kirschen sind nicht reif, sondern zeigen aufgrund der Verletzungen eine Notreife, bevor sie vom Baum abgestoßen werden.
Die winzig kleinen "Kirschen" sind unterentwickelte Früchte, die vom Baum abgeworfen werden. Es ist derselbe Vorgang wie der "Junifall" beim Kernobst. Beim Steinobst heißt er aber "röteln" und im Altländer Platt und bei uns auf dem Hof wird er "pocken" genannt. Wenn Sie das Wort im Hofladen von uns hören sollten, dann wissen Sie jetzt, was gemeint ist.
Die größeren, roten Früchte sind die mit Frostschaden. Außerdem einige schwarze, vom Frost deformierte, rosinenartige kleine Kirschen. Beide werden ebenfalls vom Baum abgeworfen, so dass viele Kirschbäume bis zu ca. 1,50 m Höhe keine oder wenig Kirschen tragen.
So sollten die Kirschen jetzt eigentlich aussehen. Die Sorte "Valerij Tschkalow" in ca. 1,80 m Höhe. Auch hier sind ein paar kleine, trockene Früchte zu sehen, die jetzt "pocken", also vom Baum selbst aussortiert werden.
Prognose Ernte-Termine
Wir alle, Obstbauern und Apfelbaumpaten, freuen uns auf den Höhepunkt des Apfeljahres, die Ernte. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir allerdings noch keinen genauen Termin für die Erntefeste nennen. Es gibt ein Zeitfenster von ca. 3 Wochen, in dem eine Sorte üblicherweise reif ist, welches sich aber von Jahr zu Jahr verschieben kann. Die Cox Orange z.B. haben wir schon um den 12. September gepflückt, aber auch mal Anfang Oktober.
Es gibt aber einen groben Zeitrahmen:
Elstar, Cox Orange und Holsteiner Cox
werden meistens Mitte / Ende September reif.
Jonagold, Roter Boskoop und Red Jonaprince
werden manchmal schon Ende September, aber meistens Anfang / Mitte Oktober geerntet.
Zu jedem der beiden Termine veranstalten wir an einem kompletten Wochenende ein Erntefest (Abstand 2 oder 3 Wochen), bei dem alle Apfelbaumpaten die Äpfel von ihrem Baum pflücken können.
Die Termine für die Erntefeste der zwei Sortengruppen können wir aber immer erst ca. acht Wochen vor der Ernte, also ca. Ende Juli / Anfang August verbindlich festlegen, denn die Fruchtentwicklung ist, wie die ganze Vegetation, vom Verlauf des Wetters im Laufe des Jahres abhängig. Die Äpfel sollen reif sein zum Erntefest, aber auch nicht zu reif.
Im Moment halten wir folgende Termine für die Erntefeste für wahrscheinlich:
1. Erntefest:Holsteiner Cox, Cox Orange und Elstar
WE 14./15. September 2019 (oder 21./22. September)
2. Erntefest:Jonagold, Red Jonaprince, Roter Boskoop
WE 05./06. Oktober 2019 (oder 12./13. Oktober)
Bitte beachten:
Die Termine sind NICHT verbindlich. Wenn das Wetter sehr warm oder sehr kalt wird, können diese Termine auch noch eine Woche vor oder zurück wandern.
Nach den Erntefesten werden die Bäume von uns abgeerntet, denn die Früchte sind dann reif und müssen gepflückt werden. Wenn Sie sich jetzt schon auf einen Termin festlegen müssen, empfehlen wir deshalb aus heutiger Sicht, dass Sie sich den jeweils ersten der oben genannten wahrscheinlichen Termine aussuchen.
Möglicherweise verpassen Sie das Erntefest für Ihre Sorte, wenn es dann doch erst eine Woche später stattfindet. Aber vor dem Erntefest sind die Früchte noch am Baum und so haben Sie die Möglichkeit, die Äpfel auch schon ein Wochenende früher zu ernten. Die Früchte sind dann noch nicht ganz so reif, aber sie schmecken schon und sie reifen nach.
Anders herum ist das nicht möglich, weil die Äpfel nach dem Erntefest, wie oben beschrieben, von uns abgepflückt werden. Wenn Sie also eine Woche nach dem Erntefest kommen, dann ist der Baum schon leer. Wenn Sie den ersten Termin wählen, dann sind Sie auf der sicheren Seite.
Junifall
Alle Apfelsorten werden im Laufe des Juni noch einige Früchte abwerfen. Dieser Vorgang heißt „Junifall“, weil die Apfelbäume im Juni überzählige Früchte fallen lassen. Der Baum beendet selbstständig das Wachstum von unterentwickelten Früchten. Diese kleinen Äpfel werden von der Pflanze nicht mehr mit Nährstoffen versorgt und fallen vom Baum.
Fruchtansatz bei Äpfeln:
Den Fruchtansatz, also die Menge der Früchte, die aus der Menge der Blüten tatsächlich entstanden sind, schätzen wir insgesamt als leicht unterdurchschnittlich ein.
Die Holsteiner Cox zeigen einen guten Fruchtansatz, es muss aber der Junifall noch abgewartet werden. Einen geringen Fruchtansatz sehen wir bei den Jonagold, deshalb bieten wie diese Sorte ab sofort für 2019 nicht mehr für neue Patenschaften an.
Apfelsorten im Vergleich:
Wir hatten kein Kleingeld dabei. Deshalb gibts in diesem Jahr statt der 2-Euro-Münze einen Haustürschlüssel zum Größenvergleich neben den kleinen Äpfeln.
Elstar
So sieht der Junifall aus: Der kleinste von den vier kleinen Äpfeln links im Bild wird bald abfallen
Cox Orange
Überall im Baum sind kleine Äpfel zu sehen.
Holsteiner Cox
Die Holsteiner Cox sind im Vergleich zu den anderen Sorten schon relativ groß.
Roter Boskoop
Unter dem dicken Äpfelchen unten rechts im Bild ist eine unbefruchtete Blüte zu sehen, die der Wind noch nicht heruntergepustet hat. Diese eine Blüte hat z.B. nicht zu einem guten Fruchtansatz beigetragen.
Jonagold
Der kleine Apfel links oben im Bild wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt und wird schon gelb. In einigen Tagen wird er vom Baum fallen.
Red Jonaprince
Auch hier ein kleiner Apfel mit gelber Färbung, der im Juni abfallen wird.
Aktuelles vom ObsthofKirschen einnetzen / Kirschen unter Dach:
Bevor die Kirschernte beginnt, werden bei den Süßkirschen die Netze aufgezogen. Sie haben sicherlich die großen Stellagen in einigen Kirschhöfen gesehen. Mit den vereinten Kräften der ganzen Nachbarschaft werden große Netze über die Kirschanlagen gezogen, um die Früchte vor gefräßigen Vögeln zu schützen. Dadurch entfällt das lästige "Sprehen hüten" (Altländer Platt: Sprehen = Stare), also das Verscheuchen der Vögel, das sonst sehr zeitintensiv ist und viel Arbeitskraft bindet.
Ein Teil unseres Kirschhofes hat ein Foliendach. Das Dach verhindert, dass die reifen Früchte bei Regen nass werden und aufplatzen. So können die Kirschen in Ruhe ausreifen und müssen nicht schnell gepflückt werden, wenn die Wettervorhersage Regen ankündigt. Die seitlichen Netze halten die Stare draußen. Für diese besonders dicken, süßen und saftigen Kirschen, die unter dem schützenden Dach gereift sind, hat sich die Bezeichnung "Dach-Kirschen" eingebürgert. Auf der Apfelcam ist das Dach über den Kirschen rechts im Bild zu sehen.
Blühstreifen:
An den Rändern unserer Obstanlagen haben wir teilweise Blühstreifen eingesät. Die Saat erhält verschiedene Kräuter und Wildblumen, die den Wildinsekten als Nahrung dienen sollen, um deren Population fördern.
Unter und zwischen den Obstbäumen wird regelmäßig gemäht, um Greifvögeln freie Sicht auf Mäuse zu schaffen und vor allem, um den Obstbäumen die Nährstoffe zu gönnen, die sonst von konkurrierenden Gräsern und Kräutern aufgenommen werden.
Die Blühstreifen werden aber nicht gemäht. Die Blühpflanzen sollen über das ganze Jahr eine gut gefüllte Speisekammer für die wilden Hummeln und Bienen sein.
Unter www.wildackersaaten.de bekommen Sie weiterführende Infos dazu. Und jetzt ein Blick auf die Bienenweide!
Frühling
(Theodor Fontane)
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“ -
Die Bäume nicken sich‘s zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum,
Und die lange Winterruh,
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wags auch du.